Einmal wurde ein Fakir gebeten (mit Fakir ist hier jemand gemeint, der mit der Allmächtigen Kraft lebt, jemand von Seinem Mitarbeiterstab): „Geh und bewässere den Baum, bringe der physischen Welt Kühle.“ Aber selbst dieser Fakir antwortete: „Es ist sehr schwierig, in die physische Welt zu gehen.“ Dann wurde gesagt: „Nur der kann es, der diese Welt geschaffen hat.“ Und noch bevor das eiserne Zeitalter begann, wurde Kabir mit siebzig Bhagats in die Welt geschickt, um diese Aufgabe zu erfüllen. Bevor jedoch Kabir in die Welt ging, ließ Er sich im Innern Folgendes zusichern: „Ich möchte in jeder Hinsicht alles erfüllen – ich möchte ein Familienleben führen, in der Familie leben und Ihn (Gott) erlangen.“ Und so lebte Er dann auch. Er war in jeder Hinsicht vollkommen und kompetent.
Meister sagte: „Noch bevor Kabir in die physische Welt kam, begann Er bereits, der Welt Licht zu bringen.“ Schon bevor solche Kräfte in diese Welt kommen, zeigt sich bereits etwas von Ihrem Licht und Ihrer Ausstrahlung, und schon bevor sie geboren werden, bringen sie einen gewissen Wandel (in die Welt). Nach ihrer Geburt sind sie, so wie wir, zuerst ein Kind, das heranwächst, aber dennoch wirken sie bereits, bevor sie in der Welt sind.
Vieles wurde über die Kindheit solcher Persönlichkeiten berichtet. In den Büchern steht, daß Kabir nicht geboren wurde, sondern einfach (auf einem Lotusblatt) auf dem Wasser trieb (und daß Seine Mutter Ihn so fand). Aber das, was der Mahapurusha (der höchste Herr) im Innern als Kabirs Geschichte berichtet, ist noch einmal anders. Kabir selbst offenbarte in einer inneren Erfahrung von Seinem Leben, daß Er nicht auf gewöhnliche Art geboren wurde wie andere, sondern (sich manifestierte) und zu Füßen Seiner Mutter lag und sagte: „Ich bin nicht gekommen, um nur dich (in die ewige Heimat) zurückzubringen, sondern ich kam für Hunderttausende von Menschen.“
Das Dorf, in das Kabir auf diese Weise kam, erstrahlte wie im Sonnenlicht, und die Menschen der ganzen Umgebung konnten sehen, daß dort etwas Besonderes geschah, daß eine Kraft (in die Welt) gekommen war – eine so starke Schwingung ging von diesem Dorf aus.
Meister berichtete mir sehr ausführlich über alles, ich erwähne heute nur kurz die Punkte, die gerade für uns wichtig sind. Denn in dieser Welt leben alle für die Familie, für den Partner. (Und wer keinen Partner hat), sucht überall nach einem. Aber wir suchen nicht nur nach einem Partner, wir beginnen (mit dem anderen) zu spielen (ohne uns fest für einen Partner zu entscheiden).
Damals kamen die Menschen, um Kabir Sahib zu sehen, und Er erklärte dann Seiner Mutter, wie dieser oder jener war; Er wußte über den inneren Zustand eines jeden Bescheid.
Kabir begann zu meditieren, erst saß Er im „Samadhi“, danach führte Er diese schwierige Art der Meditation aus, die man „Tapassia“ nennt. Er wirkte innen und außen gleichzeitig. In Seinem Leben hat sich vieles zugetragen. Er wurde vielen Foltern ausgesetzt, aber man konnte Ihm nichts anhaben, die Hand Khudas war über Ihm, Er selbst war Khuda, der Schöpfer von allem, und Er kam in die Welt, um die Menschen zu entwickeln.
Meister berichtete, daß Kabir im Alter von siebzehn Jahren Seine Mutter fragte: „O Mutter, wie kann Licht im Licht aufgehen?“ Seine Mutter erwiderte: „Mein Sohn, Du bist in diese Welt gekommen, und nur durch Dich kann unser Licht wieder im Licht (Gottes) aufgehen, ansonsten sind wir alle blind.“
Dann begann Kabir immer mehr zu wirken. Die Menschen kamen zu Ihm, damit ihre Probleme gelöst würden. Er saß im Samadhi und öffnete nur kurz Seine Augen und gab damit jedem Farbe. Dann gingen alle wieder. Von frühester Jugend an bis ins hohe Alter nannte man Ihn einen Heiligen und sagte: „Ein Heiliger wurde in der Familie des Webers geboren.“ Er gab auch Seinen Eltern Lektionen. Einmal sagte Er zu ihnen: „Dieser Körper ist wie ein Spinnrad.“ Und Er bat Seine Mutter: „Mutter, spinne einen Faden der Liebe und webe damit einen Stoff. Daraus fertige ein Kleid, damit ich jeden damit bekleiden kann. Einen solchen Faden brauche ich.“
Von morgens bis abends kamen die Menschen zu Ihm, und Er löste ihre Probleme. Einmal kam ein jung verheiratetes Paar zu Kabir. Sie sagten, daß es in ihrer Familie ein kleines Problem gegeben habe, das jetzt zu einem riesigen Berg angewachsen sei. Und Kabir erwiderte: „Gut, kommt in zwei Tagen zu mir nach Hause.“ Kabir führte damals bereits ein Familienleben. Er war verheiratet mit Mata Loi und hatte zwei Kinder.
Als dann das Ehepaar zu der angegebenen Zeit in Kabirs Haus kam, begann Kabir, Erde wie Mehl zu einem Teig zu vermischen, um Chapatis (Brotfladen) zu machen. Danach rief Er Mata Loi: „Bring noch etwas Butter.“ Sie sagte: „Ja“, und brachte die Butter, und Kabir vermischte diese mit der Erde. Nach einiger Zeit sagte Er: „Der Teig ist fertig.“ Dann rief Er Seinen Sohn Kamal: „Kamal, komm und bring etwas Holz, um Feuer zu machen.“ Und auch der Sohn gehorchte und brachte das Holz. Dann rief Kabir Seine Tochter und forderte sie auf, das Feuer für die Chapatis anzuzünden. Auch sie tat, was Er ihr sagte. Schließlich rief er wieder Mata Loi: „Ich habe die mit Butter vermischte Erde mit einem Tuch zugedeckt, jetzt ist der Teig für die Chapatis fertig. Mache ganz feine Chapatis für dieses Ehepaar.“ Sie berührte Seine Füße (als Zeichen der Ehrerbietung), gehorchte und schickte sich an, die Chapatis zu formen. Als sie das Tuch entfernte, war darunter ein Teig aus ganz weißem Mehl, wie feines Weizenmehl. Die Eheleute berührten die Füße Kabir Sahibs und fragten erstaunt: „Was ist das?“ Und Er antwortete: „Das ist die Frucht der Einheit.“ Das bedeutet, wenn ihr eine Familie habt, (dann solltet ihr alles dazu tun), daß alle in eurer Familie nach Hause gehen können. Wenn alle in der Erinnerung Gottes leben, werden sie gehorchen, was auch immer es sei.
So wie Er sich das Versprechen geben ließ (bevor Er in die Welt kam), so sagte Kabir: „In einer Familie zu leben und sie (zu Gott) zurückzubringen, das ist das (wirkliche) Familienleben. Und der Meister ist mit einer solchen Familie.“ Er rief Seine Mutter und Seine Frau Mata Loi und sagte: „Auf diese Art kann das Licht im Licht aufgehen.“
Und zu dem Ehepaar sagte Er: „Ich habe mich weder in die Wälder (in die Einsamkeit) zurückgezogen, noch habe ich mein Haus verlassen, ich ging nirgendwohin, um Hatha Yoga auszuüben.“ (Mit Hatha Yoga sind alle äußeren Praktiken gemeint).
Während Er mit Seiner Familie lebte, konnte Er Gottes Werk erfüllen, so wie Er es wollte, und Er (Gott) Selbst führte Ihn (Kabir). Das waren einige Begebenheiten aus Seiner Kindheit und Seinem Familienleben.

Aus einem Satsanggespräch von Mrs. Biji Surinder Kaur

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