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Was können andere darüber wissen, wie es um unser Herz steht?
Hat einmal das Rätsel des Mysteriums des Lebens unser Herz ergriffen,
hat man keine Ruhe mehr, bis es gelöst ist.
Sant Kirpal Singh
Wo soll man Gott suchen?
Was haben die Menschen bisher nicht alles versucht? Sie versuchten Ihn zu finden, indem sie hohe Berge bestiegen und einsame Plätze aufsuchten, in die Wälder oder zu Pilgerorten gingen. Nun, Gott wohnt überall – es gibt keinen Ort, wo Er nicht ist. Er durchdringt die gesamte Schöpfung. Die ganze Welt ist der wahre Tempel Gottes und, im Kleinen, auch der menschliche Körper. Jene Kraft, die die ganze Schöpfung unter ihrer Kontrolle hält, hält auch uns im Körper. So ist also der naheliegendste Zugang um Gott zu erkennen, sich nach innen zu wenden - in den Tempel des menschlichen Körpers einzutreten.
Die Seele ist vom selben Wesen wie Gott, dem Allbewusstsein. So sind wir also ein bewusstes Wesen, ein Tropfen vom Ozean allen Bewusstseins. Dieser Ozean fließt über, und man kann ihn den Herrn oder Gott nennen. Jeder Tropfen dieser einen gleichen Essenz möchte zu seiner Quelle zurückkehren – das ist seine natürliche Tendenz, und dieses natürliche Bestreben bleibt uns in der einen oder anderen Form erhalten. Wir möchten glücklich sein, wir wünschen uns bleibenden Frieden und so weiter. Mit allen nur erdenklichen Mitteln versuchen wir, das Ziel zu erreichen, aber unsere Suche bleibt immer nur im Äußeren. Wenn wir erkennen, dass das Ziel in uns liegt, stellen wir mit Bedauern fest, wie viel Zeit wir verschwendet haben.
Die ganz natürliche Sehnsucht, Gott zu begegnen, ist in jedem Menschen angelegt. Dennoch suchen Ihn die meisten Menschen außen, überall dort, wo Sein Name vertreten wird. Erlebt der Mensch bei seiner Suche eine Enttäuschung, wendet er sich wieder woanders hin, und so wird sein Leben zu einer Reihe vergeblicher Bemühungen.
Als Kind spielt man nur, dann verliert man sich in den Sinnesfreuden und intellektuellen Herausforderungen. Am Ende wird dem Menschen bewusst, dass in all dem kein wahres Glück und kein bleibender Frieden zu finden ist, und er beginnt, nach etwas anderem zu suchen. Wenn seine Sehnsucht stark genug ist und seine Suche ernsthaft und in seinem Innern fest verankert, erkennt das der Herr selbst und arrangiert alles so für den Sucher, dass er jemanden findet, der ihm hilft – jemanden, der Gott bereits erkannt hat.
Viele Tränen werden vergossen wegen weltlicher Dinge, wer aber weint wegen Gott?
Sant Kirpal Singh
"Master is that Power which gives His glimpse on the very first sight. He will definitely give you something. His contact is so gracious – He reminds us of our lost home or our purpose of human life and helps to remove some problems which hinder the way. He softens the way, He knows how to bring this child again back to the lap of His Father – He knows each and everything."
To meet a competent Master is very difficult – but it is a blessing. Either the disciple meets the Master or Master meets the disciple. In my own life I could meet the Master after a long search of 25 years. He was very close there, He used to come to my city, but I never knew He is the Master. I always prayed for Him, He should come to me or He should contact me or I should contact Him, but I never knew who was the Master.
"Wo jemand Ihn sucht, dort gewährt Gott Hilfe. „Der Allmächtige hat angeordnet, Seinem Schüler alles zu geben, worum er bittet.“ Der Allmächtige hört auf die innere Stimme, die aus den Tiefen unseres Herzens aufsteigt und nicht vom Verstand oder von unseren Lippen kommt."
Vortrag Sant Kirpal Singh
Das leise Wehklagen einer Ameise erreicht Ihn schneller als das laute Trompeten eines Elefanten. Wo Verlangen und Sehnsucht ist, gefolgt von dem starken Streben, Ihn zu erlangen, trifft Er die notwendigen Vorkehrungen. Viele entsprechende Begebenheiten haben sich zugetragen. Wendet euch an die Kraft selbst, die durch einen Pol wirkt. Auch wenn Er die menschliche Gestalt angenommen hat, ist Er nicht der Körper. Unser Meister (Baba Sawan Singh) sagte immer: „Wenn eine elektrische Glühbirne ausgebrannt ist, wird sie durch eine andere ersetzt und diese wiederum durch eine neue. Obwohl die Glühbirnen wechseln, bleibt das Licht immer das gleiche.“ Das wird die Meisterkraft oder Christuskraft genannt, die niemals stirbt und immer und ewig wirkt. Nur wo inniges Verlangen ist, manifestiert sie sich und wird zur Quelle des Trostes. Unzählige solcher Ereignisse geschehen täglich.
Bereits zwei, drei oder vier Jahre bevor ich nach Amerika kam, sahen die Menschen die strahlende Form des Meisters und auch die von Hazur Baba Sawan Singh. Manchmal erschienen beide Formen gemeinsam, um die Menschen zu trösten, und sie wunderten sich, wer da in ihren Räumen erschienen war. Er erschien oft im hellen Tageslicht. Es ist eine Frage des inneren Verlangens. Diese Kraft ist ewiges Leben. Wer Verlangen danach hat, dem offenbart sich diese Kraft und gibt selbst Führung. Jesus Christus wurde gefragt: „Herr, warum wanderst Du von einem Ort zum anderen?“ Er sagte: „Ich muß noch nach vielen Schafen schauen.“ Wer auf dem Gipfel des Berges steht, sieht, wo Feuer brennt und Rauch aufsteigt. Entweder kommt Er selbst dorthin, oder Er findet andere Wege, einem solchen Menschen näherzukommen. Manchen offenbart Er sich direkt, andere werden auf andere Art in Verbindung gebracht, aber es gibt immer einen Ausweg.
Eine solche Begebenheit ereignete sich zu Baba Sawan Singhs Zeit in Amritsar. Es war Morgen, und Baba Ji und ich saßen zusammen, als ein Sikh kam, um den Meister zu sehen. Baba Ji fragte: „Wie bist du hierhergekommen?“ Er sagte: „Letzte Nacht erschient Ihr und sagtet, ich solle in dieses Haus kommen.“ Das ist kein Wunder, sondern eine Tatsache innerhalb der Naturgesetze, von der wir bis jetzt noch nichts wissen.
Denkt daran, wo Feuer brennt, kommt Sauerstoff zu Hilfe. Wo wahres Verlangen und Sehnsucht sind, dort trifft Gott Seine Vorkehrungen. Er kommt, wenn Verlangen da ist. In wessen Herzen also die Sehnsucht nach Ihm ist, dort erscheint die Form, durch die die Christuskraft wirkt, ob Ihn nun jemand vorher gesehen hat oder nicht. Solche Begebenheiten ereignen sich immer wieder. Als ich auf dem Weg zurück von Amerika nach London kam, erhielt ich dort einen Brief, in dem es hieß: „Ich traf William Thompson, der mir ein Foto von Euch zeigte. Ihr wart mir in meiner Meditation erschienen, und ich war verwundert, wer das wohl sei. Es war nicht mein Meister, wer war es? Ich wies ihn zurück und bat ihn zu gehen. Doch als William Thompson mir das Foto zeigte, begann ich zu tanzen. Das hatte ich nicht gewußt, daß Ihr es wart. Nun kann ich nicht einmal nach England kommen, denn es ist zu weit weg.“ Damit möchte ich sagen, daß die gleiche Kraft wirkt, gleichgültig in welchem Pol sie erscheint. Das entspricht dem Gesetz der Natur. Es ist kein Wunder, aber solche Persönlichkeiten, solche Pole, in denen sich diese Kraft offenbart, sind selten. Sie sind in der Welt und leben in der Welt. Das Gesetz von Bedarf und Versorgung wirkt beständig.
Ein ähnliches Ereignis gab es auch in meinem Leben. In meiner Jugend hatte ich das Ziel vor Augen, Gott zu begegnen. Ich hatte in diesem Alter die Gewohnheit, irgendwo im Freien zu sitzen und an Gott zu denken. „O Herr, wo bist Du?“ Ich las immer die Lehren eines Heiligen und schrieb mir (eine Passage) auf. In diesen Schriften wurde hin und wieder erwähnt, daß wir Ihn durch einen Heiligen erlangen können. Aber es kam in mein Herz: „Überall in der Welt gibt es viele Heilige und Geistliche, zu wem soll ich gehen? Es könnte leicht sein, daß ich einer Persönlichkeit begegne, die Dich nie erreicht hat, und in diesem Fall wäre mein Leben vergeudet.“ Es hieß überall, daß wir Ihn ohne einen Meister nicht treffen können. Es ist ein Gesetz der Natur.
Es ist ein fundamentales Gesetz der Natur, daß Leben von Leben kommt. Jesus Christus wurde gefragt: „Wer kennt den Vater?“ Er erwiderte: „Der Sohn kennt den Vater und wem es der Sohn will offenbaren.“ Denn Er offenbart sich über dem Körperbewußtsein. Alle Heiligen sagen dasselbe. Selbst im Koran heißt es: „Suche nach einem solchen Menschen, denn sonst kannst du Ihn nicht erlangen.“ Das Verlangen war bereits da, aber ich hatte Angst davor, zu einem solchen Meister zu kommen, der Ihn nicht erlangt hatte, denn dann wäre mein Leben vertan gewesen. „O Herr, wenn es Dich gibt – Du hast Dich Deinen Ergebenen in der Vergangenheit direkt offenbart, warum tust Du es nicht auch jetzt?“ So versuchte ich viele Meditationsarten, und schließlich geschah es, daß ich eine strahlende Form sah, die ich für Guru Nanak hielt. Danach begleitete mich diese Kraft. Er nahm mich mit nach Mesopotamien und an andere Orte, und ich konnte sehen, wie dort die Situation war. Damals war gerade Krieg in Mesopotamien.
Ich hatte eine Vorliebe für Flüsse und Seen. Dort saß ich immer die ganze Nacht am Ufer. Als ich einmal nach Lahore kam, kam es mir in den Sinn, Beas zu besuchen, denn dort ist auch ein Fluß. Am Sonntagmorgen kam ich dort an. Mr. Bua Dass war in jenen Tagen Stationsvorsteher. Ich fragte nach dem Weg zum Fluß. Er sagte: „Möchtet Ihr zum Ashram des Heiligen?“ Ich fragte ihn: „Lebt dort ein Heiliger?“ Er sagte: „Ja, am Fluß.“ Ich dachte: „Gut, dann kann ich beides tun (den Heiligen besuchen und den Fluß sehen).“ Er erklärte mir, wo sich Sein Wohnhaus befand. Es war von dort aus zu sehen, und so ging ich hin. Hazur war gerade beim Essen, und ich wartete draußen. Es gab dort keine Mauern oder Begrenzungen; ich ging die Treppe hinauf und setzte mich hin. Hazur aß drinnen in Seinem Zimmer. Als Er herauskam, sah ich, daß Er es war, der seit sieben Jahren in meiner Meditation erschien. Ich erwies Ihm meine Ehrerbietung und fragte: „Warum so spät?“ Er antwortete: „Es war genau die richtige Zeit.“
Damit möchte ich sagen, daß das keine Wunder sind, sondern Tatsachen. Wer die Sehnsucht im Herzen hat, wird Ihn erlangen. Gott ist nicht ein Mensch, aber Er manifestiert sich als Mensch. Nur der Mensch kann den Menschen lehren. Gott wählt aus. Es ist nicht wie bei den Menschen, die einen Präsidenten wählen können; es ist Gott, der auswählt.
Wenn ein Polizist käme und sagte: „Steht auf!“, würdet ihr sagen: „Jawohl“, denn er ist dazu befugt. Es ist die Vollmacht (die zählt). Wenn ein Bevollmächtigter unter Tausenden sitzt und etwas sagt, akzeptiert das jeder. Sonst aber können zehn Leute kommen und sagen: „Steh auf!“, ihr würdet sagen: „Wer seid ihr, daß ihr so mit mir redet!“ So wie es ein Königreich im Äußeren gibt, gibt es auch ein Königreich im Inneren. Da wir ohne dieses (innere) Leben sind, sagen wir, diese Dinge sind unmöglich, außer der Welt gibt es nichts. Aber dennoch sind wir froh, daß es immer noch viele unter uns gibt, die diese Sehnsucht in sich haben, und Gott wirkt durch den Pol, den Er selbst geschaffen hat, um die Menschheit mit Gott zu vereinen. Diese Kraft ist ewig. Die Körper vergehen, aber dieselbe Kraft wirkt. Wenn einer mit einem solchen Pol in Verbindung kommt, verläßt ihn diese Kraft nie. Unser Hazur sagte immer: „Der Schüler mag den Meister verlassen, aber der Meister verläßt den Schüler niemals.“
Als ich im Westen war, fragten die Menschen: „Wann kommt Christus wieder?“, und ich gab zur Antwort: „Hat Er euch je verlassen?“ Ich zitierte Christus: „Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen bis zum Ende der Welt.“ Die Frage nach der Wiederkehr erhebt sich also nicht, da Er euch nie verlassen hat. Diese Kraft wirkt noch immer, die Welt ist nie ohne sie. Diese Kraft ist nicht gebunden, einmal wirkt sie hier, einmal dort. Das ist keine Frage der erblichen Übertragung, sondern der Vollmacht. Wo der geeignete Pol ist, dort manifestiert sich diese Kraft. Wo ein Herz mit aufrichtigem Verlangen ist, ist es nur natürlich, daß sie (der Meister und die Seele, die Sehnsucht hat) direkt oder indirekt in Verbindung kommen. Es ist eine Frage der wahren Sehnsucht.
Es gibt eine Geschichte von Hazrat Zunaid, der auf einer Stute den Fluß Dajla entlang ritt. Die Stute weigerte sich plötzlich, in derselben Richtung weiterzugehen, und Hazrat Zunaid ließ ihr ihren Willen und sagte: „Gut, alle Orte sind Sein, laß mich sehen, wohin du mich bringst.“ Die Stute galoppierte zu einem nah gelegenen Hügel und hielt dann plötzlich an. Er stieg ab und war verwundert, in der Nähe einen Mann sitzen zu sehen. Im Gespräch mit ihm stellte sich heraus, daß dieser Mann jahrelang nach einem wahren Meister gesucht hatte und dabei zu angesehenen Heiligen gekommen war, aber nichts erhalten konnte. Zu guter Letzt sagte er sich: „Laß mich sehen, ob es überhaupt einen Gott gibt. Vielleicht müßte man an einen Ort gehen, den sonst niemand erreichen kann.“ So war er hierhergekommen. Nach einem längeren Gespräch gab ihm Hazrat Zunaid, wonach sein Herz verlangte. Beim Abschied sagte Zuanid: „Wenn du mich wiedersehen möchtest, dann kannst du mich im Vorort jener Stadt treffen.“ Der Fremde erwiderte: „Eigentlich war ich es, der euch hierher gezogen hat, und wenn ich euch wieder brauche, wird es wieder geschehen.“ Er sagte dies ohne den angemessenen Respekt und trotzdem – es ist eine Frage der Anziehung von Herz zu Herz. Es heißt, wenn die Intensität der Liebe überwältigend ist, wird Er allein durch diese Anziehungskraft zu euch gebracht, aber dazu braucht man Sehnsucht; Sehnsucht zu haben ist unbedingt notwendig. Wo Feuer brennt, kommt Sauerstoff zu Hilfe; das ist ein Gesetz der Natur. Wenn es überhaupt ein Problem gibt, dann dies, daß wir uns über das Maß unserer Sehnsucht täuschen. Bei der Versorgung gibt es keinen Mangel. In der Gemeinschaft mit Heiligen beginnt im Schüler eine beständige Schwingung durch die Erinnerung an Ihn. Das ist der Segen der Gotteskraft, die immer wirkt, um die Seelen zu vereinen.
„Ich verehre den Meister, der den dunklen Schleier hinter den Augen hebt und das Ungesehene sichtbar macht.“ Wieder heißt es: „Wenn man mit einem Heiligen in Verbindung kommt, wird man fähig zu sehen.“ Oder anders ausgedrückt: „Der Meister gibt einen offensichtlichen Beweis.“ Das ist das Kriterium, das Ihn als Meister auszeichnet. Lehren, Predigen oder Propaganda sind keine Kriterien. Sein Kennzeichen ist, daß er etwas geben kann. Man erkennt den Baum an seinen Früchten. Wenn er keine Früchte trägt, kann auch niemand die Erfahrung haben. Es brodeln tausend Kessel, aber wozu sind sie gut? Es brodeln viele Kessel, viel Propaganda wird überall gemacht. Paßt auf, was dort gepredigt wird! Sitzt nicht mit einer Schale dort (um etwas zu empfangen). Warum? Gott hat euch mit Verstand, Weisheit und richtigem Verstehen gesegnet. Schaut darauf, was derjenige sagt, und hört genau hin. Es ist möglich, daß dort Säure überkocht und nicht Milch. Es kann sein, daß dort Selbstsucht gekocht wird. Da ist die Wahrheit, dort ist die Falschheit. Das Wahre ist seltener zu finden als das Falsche. Und dennoch wird behauptet, die Wirklichkeit sei dort zu erlangen.
Wie auch immer, laßt uns jetzt etwas von einem spirituell Berauschten hören. Es gibt ein Gedicht von Bhai Nandlal Ji, das euch jetzt vorgetragen wird. Seht, was er sagt. Er war ein gebildeter Mann und kam zu den Lotusfüßen des zehnten Meisters (Guru Gobind Singh). Er konnte ausgezeichnet Persisch. Er schrieb seine Gefühle der Hingabe und Zuneigung nieder und überreichte (diese Gedichte) dem zehnten Meister. Bhai Nandlal Ji nannte das Buch „Bandgi Nama“ (ein Gebetbuch). Aber als Guru Gobind Singh Ji es las, sagte Er, es sei nicht „Bandgi Nama“, sondern „Sindgi Nama“ (ein Buch des Lebens). Ein Vers daraus wird also jetzt vorgetragen.
Hört genau zu, welchen Standpunkt die spirituell Erleuchteten haben, und vergleicht ihn mit der Sichtweise der Welt. Dieses Gedicht ist eine Erwiderung auf ein Gedicht, das Hafiz schrieb. Hier heißt es: „O mein Saqi (göttlicher Mundschenk), mein Meister, schenke mir solchen Wein aus, den man nicht einmal im Himmel erhält.“ Bhai Nandlal erwidert auf jede einzelne Zeile dieses Gedichts. Hafiz spricht auf seine Weise, und Nandlal antwortet auf seine Art. Warum? Weil er (Nandlal) seinem Meister sehr ergeben war. Er sah in seinem Meister den Herrn. Wenn sich diese Kraft durch einen Meister offenbart, ändert sich der Blickwinkel vollkommen. Die das nicht erfahren haben, sind noch auf dem Weg. Ihre Ausdrucksweise wird eine andere sein als die jener, die die Wirklichkeit erlangt haben.
Hört genau zu, was er sagt – er betet vor seinem Meister. Denkt daran, wenn diese Kraft sich in einem bestimmten Pol offenbart, ist das Gebet, das an diesen Pol gerichtet wird, ein Gebet zu Gott, denn Gott selbst manifestiert sich dort. Er sagt also: „O Saqi, o Meister, segne mich mit einem Becher solchen Weins, der beim Trinken mein Herz und mein ganzes Leben berauscht.“ So seht, Gott ist die Freude selbst, Verzückung und Berauschung. Die menschliche Seele, in der sich diese Kraft widerspiegelt, erhält Seine Kraft und beginnt, selbst diese Berauschung auszustrahlen. Shamas Tabrez sagt: „Ich bin zu einem Meer der Berauschung geworden – wenn ich einst meinen Körper verlasse, und man die Asche auf ein Feld streut, auf dem Weizen wächst, und wenn man aus diesem Weizen Brot bäckt, werden Flammen der Berauschung aus dem Ofen schlagen, in dem dieses Brot gebacken wird.“ Er spricht nicht einmal über den, der von diesem Brot ißt. Er sagt, daß sogar der, der das Brot zubereitet und bäckt, berauscht sein wird. Um das zu erhalten, gehen wir zu einem kompetenten Meister. Das Wissen der heiligen Schriften können wir von den weltlichen Menschen erhalten, nicht aber Berauschung! Nur der wahre Meister gibt uns von dieser Berauschung zu trinken. So sagt er: „O Saqi, ich bin zu deiner Schwelle gekommen, jetzt segne mich mit einem Becher Wein, der meine Seele berauscht, wenn ich ihn trinke.“ Das ist das Einzige. Er fügt auch noch hinzu, was dadurch geschieht: „Wenn ich in deine göttlichen Augen schaue, werden alle meine Probleme gelöst.“ Hafiz spricht auf seine Weise. Er sagt: „Zuerst ist es sehr schwierig, diesen Pfad zu gehen.“ – „Zuerst ist es sehr leicht zu lieben, später aber wird es hoffnungslos.“ So drückt Hafiz es aus, denn er selbst ging noch durch diese Phase. Bhai Nandlal sagt: „Gib mir solche Berauschung, die meine Seele entzückt. Dein göttliches Licht möge mich segnen, dann werden all meine Probleme gelöst und nie wiederkehren.“ Die Schwierigkeiten bestehen nur, solange der, nach dem wir verlangen, fern von uns ist.
Unser Hazur kam einmal nach Rawalpindi. Ein Mann namens Din Mohd kam zu Ihm und sagte: „Bitte hör mir zuerst zu, was ich dir zu sagen habe.“ Er spielte Dotara (ein Musikinstrument). So begann er zu spielen und sang: „Zwei Schwierigkeiten habe ich zu ertragen, nachdem ich dir mein Herz gab: Einmal vor deiner Ankunft, und dann, als du wieder gegangen warst.“ – „Zwei Schwierigkeiten, und einer allein ist in sie verstrickt.“ Wenn Er sich aber die ganze Zeit über manifestiert, wo bleiben dann die Schwierigkeiten? Hazur sagte zu ihm: „Ja, Henna färbt erst dann richtig, wenn es ganz fein zu Pulver zerstoßen wurde.“ Solange man sich seines Ich noch bewußt ist, wird man nicht in dieser Farbe gefärbt werden. Wenn man sein Ich vergißt, nachdem man in die Liebe eingetaucht ist, erhält man die Berauschung.
Hafiz sagt: „Am Anfang schien mir diese Liebe fast leicht, aber jetzt bin ich in großen Schwierigkeiten. Nun kann ich nicht mehr leben, ich bin in großer Not.“ Bhai Nandlal sagt: „Nein, es ist überhaupt nicht schwierig. Gib du mir einfach einen Becher der Berauschung, damit mein ganzes Leben berauscht wird, schenke mir einen Schimmer deines göttlichen Blicks, und alle meine Schwierigkeiten sind gelöst.“ Die Schwierigkeit besteht nur, wenn wir keine Verbindung mit Ihm bekommen. Wo bleibt das Problem, wenn wir Ihm begegnen? Alle Verzweiflung vergeht. So antwortet Bhai Nandlal auf jeden einzelnen Vers von Hafiz Gedicht. Einige haben die praktische Erfahrung erlangt. Der Meister beschreibt jede Phase, die die Seele durchschreitet. Hafiz erklärt also die Schwierigkeiten auf dem Weg, Ihn zu erlangen. Diese Schwierigkeiten sind die gleichen für alle. Die das Ziel erreichten, erzählen davon, nachdem sie es erreicht hatten. Auch Hafiz Suche war später erfolgreich, nicht, daß er keinen Erfolg gehabt hätte. Aber dieses Gedicht handelt von der Zeit, als er diese Schwierigkeiten durchlief.
Wiederum sagt Hafiz: „Stromschnellen und Untiefen blockieren deinen Weg. Wie willst du hinübergelangen?“ Und er sagt: „Die Glocke ruft, mach dich bereit und komm.“ Er sagt: „Die Glocken, die zur Nachtruhe rufen, haben keine Bedeutung für mich; noch bin ich versucht, am Rastplatz zu verweilen.“ Und so sagt Hafiz: „Der Ton der Glocken kommt, mach dich bereit und erreiche schnell das Ziel.“ Bhai Nandlal sagt: „Laß die Glocken läuten – was haben wir damit zu tun! Ich bin in Seinem Schoß. Wohin soll ich noch gehen? Ich bin schon dort, wo ich sein soll. Ich bin bereits dort angekommen, wo die Glocke geläutet hat. Wenn die Glocke nun weiterläutet, was hat das für mich zu sagen?“ Er spricht also von dem Ziel, das er bereits erreicht hat.
„Die Gottmenschen sind nicht Gott selbst, aber sie sind auch nicht getrennt von Gott.“ Das sagen die Ängstlichen, und die Mutigen sagen: „Ich habe die sich zum Ausdruck bringende Kraft Gottes gesehen. Ich habe Ihn in der menschlichen Form erblickt.“ Als ich zum ersten Mal zu den Lotusfüßen meines Meisters kam, schrieb ich meinem Bruder: „Ich habe eine Persönlichkeit getroffen, die mit der Bescheidenheit Guru Nanaks hier auf Erden wandelt. Aber warte, bis du wieder von mir hörst.“ Ich möchte sagen, das ist etwas von dem, das man von Ihm erkennen kann. Wenn die Karmas der Vergangenheit zur Auswirkung kommen, kommt es dem Menschen zugute. Der eine glaubt einfach dadurch, daß er (den Meister) sieht, der andere tut es nicht, aber das macht für diese Persönlichkeit keinen Unterschied.
Zuerst scheint es so, als sei der Meister ein ganz gewöhnlicher Mensch. Jemand fragte unseren Meister: „O Herr, wie sollen wir dich nennen?“ Hazur sagte: „Ihr mögt mich Bruder nennen, Vater, Freund oder Lehrer. Ich sage: ‘Verlaßt den Körper und erhebt euch im Innern. Wenn ihr seine Glorie auf den höheren Ebenen gesehen habt, dann nennt Ihn, wie ihr wollt.’“ Wenn ein kompetenter Meister kommt, sagt er nie, er sei vom Himmel gekommen. Er sagt: „Ich bin euer Diener, ich bin euer Bruder, hört mir zu.“ Wenn ihr euch entsprechend Seinen Anweisungen über das Körperbewußtsein erhebt und Seine Glorie seht, dann nennt Ihn, wie ihr wollt. In Wirklichkeit kann man nur dann im Herzen von Seiner Größe überzeugt sein, wenn man nach innen geht. Sonst redet man nur. Aber dennoch ist es ein Unterschied, wie man etwas ausdrückt. Wenn jemand mit Überzeugung spricht, drückt er sich mit großer Klarheit aus. Sein Ausdruck und seine Worte sind geladen. Und doch kommt vollkommener Glaube erst dann, wenn man mit eigenen Augen sieht. Als ich aus Amerika kam, erhielt ich von einer Frau einen Brief, ich habe ihn noch. Es ist der Bericht eines Ereignisses aus dem Jahr 1934. Es heißt darin: „Er (der Meister) begegnete mir in Chikago im Jahr 1934. Ich trug Früchte bei mir. Er nahm davon, aß sie und wurde dann mitsamt dem Korb für meine Augen unsichtbar.“ Sie versuchte überall zu erfahren, was das zu bedeuten hätte, und konnte es damals nicht herausfinden. Ich schrieb ihr zurück: „Diese Dinge sind ganz natürlich. Diese Kraft kann sich materialisieren oder kommt als ‘das fleischgewordene Wort’ und ist in Ihrer absoluten Form immer verborgen.“ Das ist nichts Neues. Es ist kein Wunder, sondern es sind die Zeichen eines kompetenten Meisters.
Nur wer selbst kompetent ist, kann einen kompetenten Meister erkennen. Ein Trinker auf der Straße erkennt einen anderen Trinker, wenn er ihm in die Augen schaut. Wenn die Seele berauscht ist, dann wirkt das durch die Augen. Warum sollte ein Berauschter den anderen nicht erkennen? Der Schriftgelehrte würde Ihn nicht erkennen, denn „Intellektuelles Wissen ist eine Sache, praktische Erfahrung eine andere“. Wenn unsere Aufmerksamkeit auf den Intellekt gelenkt wird, ist das Ergebnis (intellektuelles) Wissen. Wenn unsere Aufmerksamkeit mit dem Wort verbunden wird, indem man sich über das Körperbewußtsein erhebt, ist das Ergebnis Spiritualität. Zwischen diesen beiden besteht ein großer Unterschied. Leicht möglich, daß einer hochqualifiziert und vielleicht ein ausgezeichneter Redner und Propagandist ist und doch nicht spirituell. Spiritualität kommt nur durch einen spirituellen Menschen. Denkt daran, die Gelehrten haben die Spiritualität weder geerbt, noch können sie sie unter Beweis stellen. So sagt der Meister mit großer Liebe: “O Brüder, wo sind wir hingegangen? Wen suchen wir?“ Er ist direkt vor uns. Er (Gott) ist in Ihm offenbart.
Er, den wir treffen wollen, steht vor uns. Unsere Aufgabe ist, nur zu schauen, aufmerksam zu schauen. Es wird eine Sache von Herz zu Herz sein. Was der Meister erlangt hat, wird auf den Schüler übertragen. Das ist das Geheimnis von Guru-Bhakti. Nandlal sagt: „Mein Freund hat jedes Sinnesorgan meines Körpers überwältigt“, und er sagt wieder: „Obwohl es meinen Namen gibt, existiert jetzt nur er. Ich kenne keinen Unterschied mehr zwischen dir und mir.“ Das ist das Geheimnis von Guru-Bhakti. Er sagt: „Der Meister ist in mir, und es ist nur er – nicht ich.“ Das ist die praktische Erfahrung und das letzte Geheimnis von Guru-Bhakti. Guru Amar Das erlangte es, nachdem er siebzig Jahre lang gesucht hatte und dann zu den heiligen Füßen von Guru Angad Dev Ji kam. Er sagt: „Durch Guru-Bhakti wird Gott erreicht.“ Dort, wo es Wirklichkeit wird, wird es eine Sache von Herz zu Herz.
Wenn ein Schüler alle anderen Gedanken vertreibt und nur noch in Seiner Erinnerung lebt, wird Seine spirituelle Größe auf den Schüler übertragen.